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AutorenbildElisabeth Ritzberger

Von leisen Tönen und lautem Platschen

Anlässlich des Weltfrauentages am 08. März -

Wieso wir die Blaupause für die Gedankenwelt und Selbstverständlichkeiten unserer Kinder zeichnen


"Mama, ich versinke. Mein Schuh steckt fest", höre ich von meiner Tochter, während sie unterlegt mit matschigen Geräuschen, versucht ihr zweites Bein aus der rießigen Gatschpfütze zu befreien. Und instinktiv möchte ich sofort hingehen und sie rausziehen.

Die Sonne scheint mir in's Gesicht und ich genieße noch einen Moment die ersten wärmenden Strahlen der Märzsonne.


Und siehe da, der kleine Wirbelwind schafft es mit einem schlickigen "Plop" sich selbst zu befreien.


Mit großer Freude und Stolz hüpft sie weiter in der Pfütze und spritzt, bis auch wirklich alles in einem Umkreis von eineinhalb Meter nass ist.


In meinem Kopf läuft im Hintergrund "Shooting Stars" von Bag Raiders als ich in's Sinnieren gerate.




Im Nachhinein fällt mir wieder auf, dass ich mich aktiv daran erinnern muss, nicht immer sofort zu Hilfe zu eilen - sie einfach mal machen zu lassen. Schließlich ist sie aus dem Babyalter ja raus. Sie kann schon vieles alleine und meine Aufgabe ist es unter anderem ja die, sie auf das spätere Leben vorzubereiten. Und dabei spielen doch genau diese Erfahrungen eine größere Rolle, als man im ersten Moment denken möchte, oder?


Ich bin Teil und Grundstein dieser kleinen Stimme, die meine Tochter später im Kopf haben wird. Die Stimme, die ihr zuflüstern wird:

"Du kannst das! Zeig was in dir steckt! Versuch es doch! Was kann schlimmsten Falls passieren?"

oder die sie zweifeln lässt. Daran zweifeln, ob sie für sich und ihre Meinung einstehen soll und kann - auch wenn diese nicht dem Konsens entspricht. Das scheint jetzt erstmal vielleicht weit her geholt, aber gerade von Frauen habe ich öfter Sätze gehört wie:

"Ich spürte, dass das falsch war, was da gesagt wurde, jedoch habe ich erstmal nichts dazu gesagt." Selbst möchte ich mich da gar nicht ausnehmen.

Friedvolle und gut durchdachte Kommunikation hin oder her - und ich verstehe auch, dass es man manchmal eine Zeit braucht, bis man sich soweit sortiert hat, das Thema durchdacht und meist auch besprochen hat (Ja, meiner Meinung nach gehen Erkenntnisprozesse Hand in Hand mit der Fähigkeit, diese in Worte zu fassen).


Aber manchmal bleibt man dann trotz allem stumm und die anfangs leisen Töne, bleiben ungesagt. Und das ist nicht nur ein trauriger Umstand für den Einzelnen, der sich nicht erklärt, sondern auch für das große Ganze, da hier eine Einstimmigkeit und Einfärbigkeit wahrgenommen wird, die tatsächlich gar nicht vorhanden ist. Hier wird also eine Chance zu wachsen und Diversität zu erleben, vergeben. Für beide Seiten.

Und wenn ich, anlässlich des Weltfrauentages darüber nachdenke, dass manche Eltern auch heute noch ihre männlichen Kinder eher für wagnisreiche, proaktive und teils fordernde Verhaltensweisen belohnen und Mädchen auch heute noch implizit zu rücksichtsvollerem und reagierendem Verhalten geraten wird, wundert mich diese persönliche Hemmschwelle, diese kleine Stimme im Hinterkopf, die einen manchmal zweifeln lassen will, auch gar nicht.


Versteht mich nicht falsch! Natürlich helfe und rette ich meine Tochter, wenn sie tatsächlich nicht mehr weiter weiß. Denn auch das gehört ganz essenziell dazu, Mutter zu sein und für sie, um sich später sicher zu fühlen.

Zu wissen, dass da immer jemand ist, der einen auffängt, egal wie ungünstig ein Sprung oder manches mal auch, wie unvernünftig ein Wagnis auch gewesen sein mag. (An dieser Stelle Danke Mama :) )


Es macht eben die Feinabstimmung,

das Hören und überhaupt Wahrnehmen der leisen Töne, die hier die Musik machen.

Und wenn ich hiermit meinem Kind und jeder Frau, die dies liest auch nur ein bisschen dafür die Ohren öffnen kann und sie sensibler für die eigene Kraft, Stärke und Unabhängigkeit wird, dann ist es das Nachdenken und Schreiben wert. Und ja, auch Jungs und Männer sind dabei nicht ausgeschlossen, da ich davon überzeugt bin, dass es sie genauso hören sollten und es auch ihnen gut tut :)


Wir können so Vieles und in Wahrheit noch viel mehr, wenn wir uns trauen, den Schlick und so manchen Gatschgedanken, diese leise Stimme des Zögerns und des Zerdenkens, zu verlassen und zu springen.


Foto made by: Christian Redtenbacher von elephants5


Ob dieses Springen nun in Form eines echten Wagnisses, einfach nur seine Stimme zu benutzen oder ganz simpel, seinen Stiefel aus dem Dreck zu ziehen, daherkommt.


Denn


In dem Moment, in dem wir nicht mehr an unsere Hilflosigkeit glauben, beginnt unsere Freiheit.

-Laura Malina Seiler




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